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Hiphop-Beratung in Deutschland Ismail Boulaghmal
15. Februar 2023

Hiphop-Beratung und -Marketing in Deutschland – ein kritischer Überblick

Heutzutage schreiben sich mehr und mehr Berater und Agenturen Hiphop-Marketing auf ihre Fahnen. Das Musikgenre ist erfolgreicher denn je und auch die Kooperationen mit den Stars laufen auf Hochtouren. Was aber ist zu beachten, wenn man Hiphop im Marketing nutzt? Welche Bedeutung kommt der Kultur in kommerziellen Projekten zu? Hiphop-Beratung in Deutschland – so hat Ismail Boulaghmal das Hiphop-Marketing geprägt.

Geboren im Jahr 1976, hat Ismail „Isy B“ Boulaghmal bereits mit 13 Jahren mit dem Rappen begonnen und mit 15 Jahren erste Hiphop-Songs geschrieben und produziert. Bevor er 20 wurde, hatte er bereits sein eigenes Hiphop- und R&B-Label aufgebaut – das war Mitte der 1990er, als Hiphop in Deutschland erst gerade wirklich erwachte.

Mittlerweile ist Ismail auch schon über 15 Jahre als Hiphop-Berater tätig und dürfte faktisch einer der ersten seiner Art in Deutschland gewesen sein. Er hat urbane Brands wie Snipes zu dem gemacht, was sie heute sind. Darüber hinaus berät er Start-ups und internationale Konzerne bei urbanem Marketing und Culture Design. Nach wie vor ist er außerdem noch als Produzent und Musiker aktiv. Ein Kulturexperte durch und durch also.

Hiphop-Beratung in Deutschland – ein Interview mit Marketing-Pionier Boulaghmal

Wie unsere Stammleserschaft weiß, schreiben wir auf YouJoy sehr gerne über Hiphop- und Marketing-Themen. Unsere Artikel über den Reichtum der deutschen Rap-Elite gehören deutschlandweit zu den meistgelesenen zum Thema. Hiphop-Kultur- und -Marketing werden hierzulande immer wichtiger. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass sich Ismail „Isy B“ Boulaghmal bereit erklärt hat, uns ein Interview zu geben.

Welche Bedeutung hat Hiphop für dich persönlich als Mensch?

Hiphop ist meine Inspiration, meine Schule und mein Beruf. Für mich ist es auch ein Codex mit einer Vision, die mir in vielen Lebenslagen den richtigen Weg weist. In Hiphop hab ich mein Talent gefunden, meine Skills ausgebaut und in die Tat umgesetzt.

Es ist mein persönlicher Kosmos und es umgibt mich jeden Tag, die ganze Zeit. Und ich entdecke immer wieder neue Tiefen und Seiten des Hiphop. In Praxis und Theorie. Daher kann ich sagen, dass mich Hiphop sehr glücklich macht. Seit fast 35 Jahren.

Wie hat sich aus deiner Sicht die Hiphop-Branche in Deutschland in den letzten zehn Jahren entwickelt?

Extrem positiv. Alle Werte zeigen eindeutig nach oben. Hiphop hat eine nahezu exponentielle Dynamik erfahren, die ich in kaum einer Branche in Deutschland beobachten kann. Vor allem hat Hiphop seine kulturelle Kraft stark entfaltet und hat gezeigt, dass es sich bei dieser Kultur um mehr handelt, als nur um eine Musik.

Besonders in den Bereichen Sprache, Kunst und Unterhaltungskultur (Filme, Serien, Literatur) ist der Impact besonders klar zu erkennen. Speziell freut mich der Impact von Hiphop innerhalb der sozialen Medien und wie sehr Hiphop von der Jugendkultur in Deutschland angenommen und weiterentwickelt wird.

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Für welche Firmen stellt Hiphop heutzutage eine besonders große Chance da?

Hier sehe ich zwei Kategorien: Erstens sind das Firmen, die jetzt den Entry in den Markt suchen. Also junge, frische und moderne Firmen, die den Zeitgeist nutzen, um sich auf dem Markt zu positionieren (Start-ups, Hiphop-Artist-Brands, neue Brands mit Lifestyle und Storytelling Affinität).

Zweitens sind das Firmen, die eine Hiphop-Heritage aufweisen und zurück an die Erfolge ihrer Heritage anknüpfen wollen (Snipes, Footlocker, Carharrt, Karl Kani, Sean Jean, Fila, Fubu, Technics, Akai, Pepsi, Sprite). Einige haben das Momentum optimal für sich genutzt. Andere stehen noch in den Startlöchern oder sind vielleicht immer noch der Meinung, dass es sich bei Hiphop nur um einen Trend handelt. Die letzteren verlieren wertvolle Zeit, da sich die Firmen aus Kategorie 1 immer mehr Marktanteile sichern.

Was sollten deutsche Firmen beachten, die mit Rappern kooperieren möchten?

Der Brand-Artist-Fit steht mit Sicherheit an erster Stelle. Ebenso sollten sich Firmen immer die Frage stellen, ob ihr Produkt/Service der Hiphop Community im Allgemeinen, oder zumindest der Fangemeinschaft des Künstlers, wirklich von Nutzen ist.

Ebenfalls wichtig finde ich den Ansatz, dass die Firmen sich zu sehr darauf verlassen, dass der Künstler die Produktplatzierung im Markt und nachhaltige Bewerbung des Produktes alleine über seine Reichweite stemmen kann.

Das ist nicht der Fall. Ein Trugschluss, dem jetzt schon einige Kooperationen zum Opfer fallen. Bei vereinzelten Aktivitäten mit Künstlern ist das nicht weiter tragisch. Dafür ist in solchen Fällen der Impact auch entsprechend schwach.

Hiphop-Beratung in Deutschland – Goldrausch und Potenziale

Wie schätzt du hierzulande den Beratungssektor für Hiphop-Themen ein?

Aus meiner vergangenen und aktuellen Erfahrung leider sehr schlecht bis dürftig. Eine Hiphop-Beratung oder -Agentur mit erfolgreicher, jahrzehntelanger Erfahrung und einem entsprechenden Track-Record gibt es de facto nicht oder nicht mehr – mit Ausnahme von meiner Agentur. Dazu muss ich der Fairness halber sagen, dass ich extrem früh an das Thema geglaubt habe, noch bevor es diverse Industrien wirklich ernst genommen haben.

Goldrausch, der auch Sorgen bereiten kann

Eine Generation von guten Beratern im Hiphop-Segment wächst erst jetzt heran. Aktuell erleben wir, wie in der Vergangenheit bei anderen Leitkulturbewegungen, einen kleinen Goldrausch, der mir einige Sorgen bereitet. Denn eine schlechte Beratung führt zu schlechten Ergebnissen und nimmt einigen potenziellen Kunden die Zuversicht, innerhalb der Hiphop Culture ihre gewünschte Erfolge erzielen zu können.

Deswegen forsche ich in diesem Bereich intensiv und nutze meine vergangenen Erfolge und aktuellen Projekte, um zu zeigen, dass das Potenzial der Hiphop Culture noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Vielen Dank für das Interview über Hiphop-Beratung, Ismail!

(Dieser Artikel ist zuerst auf YouJoy.de erschienen, wir danken der Plattform für die Möglichkeit, ihn hier erneut zu veröffentlichen.)